Elternhilfe - Hilfe für Angehörige bei Pokersucht
Meist sind nicht nur die Spieler von ihrer Sucht betroffen, sondern viele andere haben ebenfalls ungewollt darunter zu leiden. Sei es nun die Beziehung, die Eltern, die Angehörigen und schlimmstenfalls auch Kinder.
Ich
stand 1996 in einer Spielothek und zockte ein wenig. Es war ein Sonntag,
wunderbares sonniges Wetter, zumindest als ich in die Spielo kam. Circa
15 Automaten in einer Hufeisenform angeordnet; 3 Spieler. Da kam ein
kleiner Junge mit seiner Mama rein, ging zu einem Spieler hin. Die Mutter
schaute schon entnervt und der Spieler richtete seinen Blick betroffen
zu Boden. Hatte eh nicht mehr viel auf der Uhr. Dann meinter der Kleine:
"Aber Papi, wir wollten doch ins Freibad gehen." Die Antwort
kam prompt: " Ja, ich komme gleich, ich lass nur noch runterlaufen."
Die Mutter ging wieder mit dem Kleinen und der Vater wechselte 2 Minuten
später einen Hunderter und ballerte die Kohle ohne mit der Wimper
zu zucken wieder in die Automaten. Als ich eine Stunde später die
Spielothek verließ, hatte er gerade den nächsten Hunderter
aus der Tasche gezogen.
Dies ist der Zeitpunkt an dem ein Spieler oder nur ein Mitspieler weiß, er ist spielsüchtig, es gibt einfach keine Ausreden mehr. Leider ist es bei einer Pokersucht nicht ganz so einfach. Pokerspieler sind grundsätzlich besser dazu geeignet, ihre Sucht vor ihrer Umwelt zu verstecken und Pokersucht ist auch nicht unbedingt mit einem finanziellem Ruin gleichzusetzen.
Trotzdem
ist die Lage für Außenstehende meistens sehr belastend und
bis jetzt gibt es auf diesem Sektor nur ein äußerst dürftiges
Hilfsangebot. Wenn sie den Verdacht haben, dass eine Person in ihrer
Umgebung betroffen ist, sprechen sie diese offen und direkt darauf an.
Behalten sie immer im Hinterkopf, Pokersucht ist nicht zwangsläufig
mit einem monetären Verlust verbunden! In letzter Zeit findet die
Sucht gerade unter Schülern und Studenten eine enorme Anzahl Opfer.
Sie alle denken, sie kontrollieren das Spiel und machen langfristig
damit Gewinn. Sie folgen eigenartigen Argumentationen.
Als Angehöriger oder Bekannter sollten sie zunächst die Situation
verstehen. Handelt es sich um einen Gelegenheitsspieler, der einfach
nur einmal ein paar Stunden ein Turnier spielt, handelt es sich um jemanden,
der regelmäßig die Woche für ein paar Stunden spielt
oder dreht es sich um jemanden dessen Lebensinhalt sich fast nur noch
um Pokern dreht? Für die beiden letzten Kategorien besteht schon
ein erhöhter Verdacht, dass sie Poker verfallen sein könnten.
Wichtig ist, dass sie mit dem Spieler kommunizieren und ihm keine Vorwürfe
machen. Wenn sie ihm Vorwürfe machen, wird er sich zurückziehen
und eine defensive Haltung einnehmen. Mit Vorwürfen sind auch schon
solche Argumente gemeint wie: "Pokern bringt nichts - Ist doch
eh alles Beschiss - Kümmer dich mal lieber um deine Arbeit/Schule/Studium/Familie"
Damit erreicht man nichts bei einem Spieler und erst recht nicht bei
einem Pokerspieler, der noch davon überzeugt ist, er beherrscht
das Spiel und sein Kontoauszug sagt ihm dabei nicht unbedingt das Gegenteil.
Das hört sich jetzt sehr leicht an, ist für die außenstehende
Person aber meistens eine ungeheure Belastung. Sollten sie dieser Belastung
nicht standhalten können, so solidarisieren sie sich unbedingt
mit anderen Leuten aus der Umgebung des Spielers! Das hilft zwar nicht
unbedingt dem Spieler, aber es bietet ihnen ein soziales Netz, welches
sie auffangen kann.
Eine Voraussetzung für ein Ende der der
klassischen pathologischen Spielsucht, ist der unbedingte Wille des
Spielers mit dem Spiel zu brechen. Dieser Wille entsteht meist erst
durch den völligen Ruin des Spielers auf sozialer und monetärer
Ebene. Dieser Totalverlust muss beim Pokerspielen aber nicht unbedingt
eintreten und hier liegt die enorme zusätzliche Gefahr. Der Spieler
denkt gar nicht daran aufzuhören und sieht es nicht ein, dass er
der Pokersucht verfallen ist. Es gibt keine logischen oder zwingenden
Gründe mit dem Spielen aufzuhören.
Sollte
sich der Verdacht erhärten und wirklich eine Pokersucht vorhanden
sein, so ist es unerlässlich, dass sie sich schnellstens professionelle
Hilfe suchen. Dieses Portal kann nur bedingt Hilfe leisten und es soll
hier auch nicht die Aufgabe sein, falsche Hoffnungen zu schüren.
Hier wird niemand an die Hand genommen und gesagt, dass alles gut wird.
Wenden sie sich an ihren Hausarzt, suchen sie die nächste Gruppe
der Anonymen Spieler auf, rufen sie die Seelsorge an, sprechen sie mit
ihrem Pfarrer, treffen sie sich mit den Lehrern ihres Kindes. Stellen
sie sich auf einen langen harten Kampf ein, den sie wahrscheinlich nur
mit äußersten Mühen und unter dem Einsatz aller Mittel
für sich entscheiden können.
Sie mögen vielleicht meinen, ich übertreibe an dieser Stelle,
aber wahrscheinlich ist das Gegenteil der Fall. Schauen sie sich in
den einschlägigen Portalen um, so können sie jeden Tag beobachten,
wie 30 mal das Thema eröffnet wird: "Soll ich Profispieler
werden?"
Man darf diese Sucht nicht unterschätzen. Es kann sein, dass die
Person für einige Zeit geläutert scheint und dann heimlich
wieder anfängt zu spielen. Es kann sein, dass die Person überhaupt
nur so tut, als würde sie mit dem Spielen aufhören und trotzdem
pro Tag tausende von $ Umsatz auf Pokerseiten macht. Und diese tausende
$ Umsatz sind auf kleine Schüler gemünzt, die ihr Taschengeld
aufbessern, bei den großen Jungs werden ganz andere Beträge
übern Tisch geschoben. Teilweise können die Pokersüchtigen
sogar das Argument vorbringen, dass sie noch nie selbst auch nur einen
Cent bei den Pokeranbietern eingezahlt haben. Die Frage ist, ob sie
sich sozial wirklich nicht durch das Spiel verändert haben und
diese Frage, wird meistens nicht kritisch genug von den Pokerspielern
betrachtet. Da denken sie Stunden, ja Tage über die Spielweise
einer einzelnen Hand nach, sind aber nicht in der Lage, über die
eigene Situation zu reflektieren.
Zumindest deutsche Pokerspieler machen sich auch bei noch so kleinen
Einsätzen im Grunde genommen strafbar und in meiner persönlichen
Meinung nach (keine Rechtsberatung - persönliche Meinung!!!), kann
ich mir kaum vorstellen, daß irgendein anderes Land der Erde es
strafrechtlich gut heißt, daß seine Bevölkerung Geld
fast anonym im Ausland in großen Mengen verzockt, ohne, dass es
davon Steuereinnahmen sieht.
Alle Arten
von Pokersucht bedürfen professioneller Hilfe. Ob der Spieler "nur"
unter dissozialen Persönlichkeitsstörungen leidet, ob er alles verloren
hat, oder ob er sogar etwas gewinnt, ist ein entscheidender Hinweis
für die Angeboten Hilfsmaßnahmen.
Lassen sie nicht die inhaltlichen Argumente des Pokerspielers an sich
heran. Hören sie ihm zu und diskutieren sie vernünftig mit
ihm, aber übernehmen sie niemals seine Argumentationsstränge
und bauen sie eine innere Abwehrhaltung auf, die sie auch sich selbst
zuliebe nicht verrücken sollten. Um zu zeigen wie paradox die Argumentationsstränge
beim Pokerspieler systematisiert sind hier ein recht häufiges Beispiel:
Ab und an kommt doch mal die moralische Frage auf, ob es denn gerecht
ist, den Spielsüchtigen das Geld so aus der Tasche zu ziehen. Der
gängige Konsens bei solchen Diskussionen lautet dann: "Wenn
ichs nicht tun würde, so warteten schon 10 andere die es tun würden.
Da ist das Geld doch bei mir besser aufgehoben."
Interessant ist nun in diesem Zusammenhang: 1. Der Spielsüchtige
ist per se ein Verlierer und schlechter Pokerspieler -- Verdrängung
2. Die exact gleiche Argumentation verwenden Drogendealer!
Wenn man dies nicht weiß, so ist man durchaus anfällig für
Argumentationsketten der Spieler.
Sie suchen aber konkrete Hilfe und wollen direkt ein Angebot nutzen.
BZgA-Beratungstelefon
zur Glücksspielsucht 0800 - 1 37 27 00
Beratungszeiten: Mo-Do 10-22 Uhr; Fr-So 10-18 Uhr
www.spielen-mit-Verantwortung.de
Die offizielle Internetseite des BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung)
www.check-dein-spiel.de
Ebenfalls ein Internetauftritt des BZgA, hier mit Suchmaschine für
Selbsthilfegruppen und Online-Beratung!!!
Der Spieler-selbst-test ist zwar ganz nett, aber die Auswertung ist
manchmal doch sehr verwunderlich.
Wie gesagt, die Seite hier kann nur ein paar Hintergrundinformationen und vereinzelt Materialien anbieten. Wenden sie sich bei einem Spielproblem bei Ihnen selbst oder bei einer Ihnen nahestehenden Person unbedingt an die örtlichen Einrichtungen!