Berechnungen zum Onlinepoker
Alle sagen immer Pokern wäre so toll und man könnte ganz gutes
Geld damit verdienen. Es gibt große Pokercommunitys in jedem Land,
die einem sogar das Spielen kostenlos beibringen, wenn man sich in den
Casinos nur über sie anmeldet. Sie verdienen am Rake (den Gebühren)
ganz ordentlich mit und scheinen deshalb so großzügig.
Alle Berechnung hier können selbst nachgerechnet werden und selbstverständlich
handelt es sich gerade beim späteren Beispiel mit den Assen mehr
um eine Diskussion der Art, das Glas ist halb leer oder es ist halb voll.
Das Interessante, dass alle Pokerspieler, die ja darauf bedacht sind mit
%-Chancen zu arbeiten diese Gläser immer als halb voll betrachten.
Alle Berechnungen in denen mehrere Spieler involviert sind wurden auf
einem Simulator mindestens 10 Millionen mal gespielt um relevante Zahlen
zu erhalten.
RAKE/GEBÜHREN
Wie verhält es sich aber nun mit diesen Gebühren? Im Schnitt werden nach dem Flop 5% des Potts als Gebühren vom Betreiber eingezogen. Scheint auf den ersten Moment eine recht faire Sache zu sein, allerdings wenn man nachrechnet nicht mehr.
Angenommen seien zwei absolut gleichwertige Pokerspieler mit jeweils 10.- € Stack (Spieleinsatz). Diese beiden Spieler spielen nun 20 Runden jeweils mit dem vollen Stack. Gewinn und Verlust sind an dieser Stelle egal, es geht nur darum: Die Stacks werden 20x umgesetzt. Als Rechnung bekommen wir dann:
20€ * 0.95^20 = 7.17 €
Nach 20 Runden sind von den ursprünglichen 20 € nur 7.17 € übrig und den Rest hat der Anbieter als Gebühren eingezogen. Dieses Szenario ist natürlich nicht realistisch, denn es fließt wird ja immer wieder neues Geld bei den Onlinekasinos eingezahlt, also bleiben die Stacks in der nächsten Rechnung erhalten.
20€ - 20 * (20x5%) = 0 €
Eine recht erstaunliches Ergebnis, denn plump gesprochen heißt dies, sie setzen 20 mal eine bestimmte Menge Geld ein und danach gehört es nicht mehr ihnen, sondern dem Kasino. Sie können an dieser einfachen Rechnung sehen, wie sehr die Onlinekasinos darauf bedacht sind, dass immer wieder frisches Geld ins System fließt, denn nur so können sie ihre Einnahmen halten.
Haltbarkeitsdauer von Geld in Pokersysteme
Um die tatsächliche Haltbarkeitsdauer von monetären Mitteln bei Pokeranbietern zu berechnen, muss man etwas weiter ausholen. Zunächst betrachten wir anhand einer Studie eines großen Pokeranbieters folgende Aussagen:
"Der typische User war seit rund sechseinhalb Monaten aktiver Pokerspieler und nahm im Durchschnitt alle drei Tage an einer Pokersitzung teil. Gesetzt wurden im Schnitt 13 Euro pro Sitzung und die Durchschnittskosten des Pokerspiels betrugen 1,80 Euro pro Sitzung."
Gegeben sei ein Einsatz von 13.- € und Kosten von 1,80 € pro Sitzung.
13.00 € / 100 = 0.13 €
1.80 € / 0.13 € = 13.85 %
Dies bedeutet, dass der durchschnittliche Spieler pro Sitzung 13.85% seines Einsatzes an den Anbieter abführt. Berechnet man dies nun noch auf die zeitlichen Angaben zurück, kommt man zu folgendem Ergebnis:
13 € Einsatz / 1.80 € Kosten = 7.22 Sitzungen
Alle 3 Tage eine Sitzung * 7.22 = 21,66 Tage
Dies bedeuted, dass alle 22 Tage das gesamte beim Pokeranbieter im Verkehr befindliche Pokerguthaben den Spielern entzogen wurde und um das System zu erhalten, neu eingezahlt werden muss. Die Haltbarkeitsdauer des monetären Einsatzes erhöht sich je nach Rakeback um die entsprechende Prozentzahl. Gibt ein Anbieter zum Beispiel 27% Rakeback, so erhöht sich die Kennzahl von 22 Tagen ebenfalls um 27%.
Die Mär vom Kartenvorteil
In den Communitys und in allen Pokeranleitungen wird immer davon gesprochen, dass jeder beim Pokern gewinnen kann und je besser man spielt, desto mehr wird sich das dann auch im Gewinn ausdrücken. Dies bedeutet, man spielt nach Statistik und auch wenn man mal ein paar Spiele hintereinander verliert, so wird man auf Dauer doch gewinnen. Dieser Begriff "auf Dauer" und "auf lange Sicht" ist sehr beliebt bei den Pokerspielern. Da ja gerne nach Zahlen gespielt wird, lassen wir auch mal ein paar Zahlen hier für sich sprechen.
Angenommen sei ein realistisches Szenario in dem zwei Pokerspieler
All-In ziehen mit einem Stack von jeweils 50.- €. Um das Spiel realistisch
zu gestalten sagen wir der erste hält AKs herz und der Gegenspieler
schätzt ihn genau richtig ein und spielt deswegen ein paar 9er pik,
kreuz.
Gewinner der Hand auf lange Sicht: AKs: 47.608% 9er-Paar: 52.392%
Der Spieler mit dem paar 9er wird also auf lange Sicht zu 52% gewinnen,
aber gehört er damit schon zu den vielgepriesenen Gewinnern im Poker?
Erinnern wir uns nochmal kurz an den Rake von 5%. Der Pott beträgt
100.- € und davon werden 5% Gebühren eingezogen. Wendet man
die 52% nun auf den restlichen Pott von 95€ an, so passiert folgendes:
AK: 95€ * 47.608% = 45.23€
9 9: 95€ * 52.392% = 49.77€
Der Spieler mit dem Paar 9er gewinnt also auf Dauer das Spiel, allerdings bekommt er im Schnitt von seinen gesetzten 50€ nur 49.77€ zurück. Der gewinnträchtige Spieler verliert also trotzdem und um im Jargon zu bleiben, es mag nicht viel sein, aber auf Dauer geht man daran trotzdem broke...
Wie gut man wirklich spielt
Es ist grundsätzlich immer verwegen zu behaupten, man sei ein sehr guter Pokerspieler. Nehmen wir an, sie haben die unteren Limits geschlagen und spielen nun Highstake, mit Blinds von 10/20 $ NoLimit, natürlich mit Fullstack. Sie setzen sich also an einen Tisch mit 2000 $. Die meisten Anbieter haben hier den Rake bei 3 $ gecappt, d.h. es wird dem Pot nie mehr als 3 $ für den Anbieter entnommen.
In allen Limits wird dieses Cap bei einer Pottgröße von 60.- $ erreicht, dabei ist es gleich ob sie 10/20 oder 0.01/0.02 spielen. Gezeigt werden soll hierbei nur, dass auf den unteren Limits voll 5% Rake entnommen werden, im Highstakebereich, dies jedoch nicht mehr zum Tragen kommt. Hier wird der Rake-Cap schon bei einem einfachen Raise-Call erreicht.
Ergibt sich nun eine Situation, in welcher zwei Spieler (SB und BB) All-In sind (passiert selten genug auf Highstakes) ergibt sich folgendes Szenario:
2000 $ + 2000 $ - 3 $ Rake = 3997 $
4.000 $ = 100 % zu 3 $ Rake = x
Rakeanteil am Pot beträgt 0.075 %
Bei einem einfach Raise-3-BB-Call (SB fold) ergeben sich folgende Zahlen:
60 $ + 60 $ + 10 $ - 3 $ Rake = 127 $
130 $ = 100 % zu 3 $ Rake = x
Rakeanteil am Pot beträgt 2.3 %
Gezeigt werden soll hierbei, wie sehr sich der prozentuale Rakeanteil am Pot mit der höhe der Blinds verändert. Der durchschnittliche Rake beim 10/20 No Limit liegt weiter unter 1% und zusätzlich erhalten Highstakespieler im Normalfall noch einen enormen Rakeback durch die Anbieter. Dies würde bedeuten, dass man "nur" etwa ein 0.5% besser spielen müsste, als andere Spieler und würde sich auf Dauer satt in der Gewinnzone befinden. Leider zeigt sich allerdings, dass dies in der Realität gar nicht so einfach ist, da die anderen Spieler auf diesen Limits meistens, mit annähernd dem selben Wissen und Können an den Tisch treten, wie man selbst.
Deutlich erkennbar ist an diesem Beispiel, dass der Zugewinn durch Wissen/Können an eine natürliche Grenze stößt, welche man nicht überwinden kann. Diese Grenze wird durchaus von den Anbietern anerkannt und man stelle sich nur einmal vor, man würde im Highstake durchgehend 5% aus dem Pot nehmen, dann würde es mit Sicherheit weltweit keinen Winningplayer mehr in diesen Limits geben.
Real-Poker-Turniere / 15.-€-Turniere
Hier nehmen wir nun die nennen wir sie einmal 15.-€-Turniere unter die Lupe, die seit 2006 überall aus dem Boden spriesen. Es soll hier nur um die Turnierform gehen und die Gewinnchancen ausgeleuchtet werden.
Angenommen sei ein Turnier mit Blind-Leveln von 15 Minuten und ein Tisch mit 10 Spielern. Stack: 1500 Chips, Blinds beginnen mit 50/10, 1. Platz Finaltisch, 2. Platz LuckyLooser.
Im Schnitt dürfte alle 3 Minuten eine Hand gespielt werden, denn die Karten müssen ja gemischt werden, dann ausgeteilt, die Chips müssen verteilt werden und die Spieler überlegen auch noch. Dies führt uns zu folgender Rechnung:
10 Hände x 3 Minuten = 30 Minuten
Das bedeutet nichts anderes, als das bis jeder einmal im Blind die Blinds 2x angestiegen sind. Sagen wir man fängt im BB an so bedeutet dies, dass wenn man die 11 Hände nicht spielt, weil man einfach keine Karten bekommt für den Stack:
1500 Chips - 100 BB - 50SB - 400 BB(Stufe3) - 200 SB(Stufe3) = 750 Chips
Elf Hände die nicht gespielt werden sind gleichbedeutend
mit dem Verlust des halben Stacks bei diesen Turnieren. In diesem Zusammenhang
muss man einfach sehen, das selbst ein perfekter Pokerspieler hier seine
Spielstärke nicht zur Anwendung bringen kann. Es bleibt ihm einfach
zu wenig Zeit dafür. Durchschnittlich erhält man jede 221. Hand
einmal das Paar Asse und 221 Hände sind hier aber gleichbedeutend
mit 221x3Minuten = 11 Stunden.
Selbst wenn man sich am ersten Tisch durchsetzen kann, so muss man auch
noch den zweiten Tisch gewinnen und dort trifft man auf andere Spieler,
die zumindest so fähig (oder so glücklich) waren ebenfalls einen
Tisch zu gewinnen. Den Umweg über den Luckylooser-Tisch macht alles
noch um einen Tisch schwieriger.
Damit sei bewiesen, diese Turniere haben nichts mit Können zu tun,
sondern nur mit reinem Glück. Betrachten wir nun die finanzielle
Seite. Es sei gegeben: Preise Computer 350.- € - Spielekonsole 150.-
€, 10 volle Tische bis zum Final Table werden ausgespielt.
10 Tische * 10 Spieler * 15.- € = 1500.- €
Preise: 350.-€ + 150.-€ = 500.- €
Vielleicht verdeutlicht diese Rechnung ein wenig, warum in letzter Zeit so häufig diese Turniere angeboten werden. Diese 10 Tische a 10 Leute ist übrigens sogar noch recht untertrieben, denn häufig kann man sich ein neues Ticket für 15.-€ kaufen, welches erfahrungsgemäß sehr gern genutzt wird. Noch schlimmer sind die Turniere, bei denen man sich einen Rebuy holen kann. Sagen wir für 10.- € bekommt man einen weiteren Stack und im durchschnittlich nimmt jeder Spieler einen Rebuy in Anspruch:
10 Tische * 10 Spieler * (15.-€ Startgeld + 10.- € Rebuy) = 2500.- €
Macht schlappe 2000.- € Cash für den Veranstalter an einem Abend ohne irgendeinen Verzehr mitzuberechnen. Man sieht also auch hier, der wahre Gewinner ist niemals der Spieler, es ist immer der Veranstalter.